Schottland-Flagge

Das Referendum: Wird Schottland unabhängig?

Der Wunsch nach Freiheit

Schon immer wollten die Schotten frei sein. Als die Römer im 1. Jahrhundert den Süden der britischen Inseln eroberten, konnten sie sie sich in Schottland nicht festsetzten. Ja, die damaligen Ureinwohner, die Caledonier und Pikten, überfielen sogar immer wieder die römischen Truppen und schlugen sie Richtung Süden zurück. Im Jahr 122 n.Chr. schließlich ließ der damalige römische Kaiser Hadrian einen Wall zwischen Newcastle und Solway Firth, den sogenannten Hadrianswall, errichten. An diesem Wall gab es immer wieder Scharmützel und die Römer hatten ihre liebe Not mit den Schotten, bis sie schließlich etwa 400 n.Chr. Britannien verließen.

Als im Jahr 503 Kelten aus Irland, die Skoten, in Schottland landeten gab es wieder viele Kriege um die Herrschaft. Sehr viele unterschiedliche Völker besiedelten damals den nördlichen Teil Britanniens: Pikten, Caledonier, Skoten, und Angelsachsen und die Macht wechselte verschiedentlich. Es gab zwar auch friedliche, diplomatische Ansätze der Konfliktlösung, doch diese erreichten leider nicht ihr Ziel. Im 9. Jahrhundert schließlich verbündete sich Kenneth MacAlpin, König der Skoten, mit den Wikingern und schlug die Pikten vernichtend. Als er sich anschließend im Jahr 843 n.Chr. zum gemeinsamen König der Skoten und Pikten ausrufen ließ, gingen die verschiedenen Kulturen ineinander auf.

Stirling-Castle-Kanone Im Jahr 1058 kam Malcolm III an die Macht und setzte das damalige Tanistry-System außer Kraft, welches bis dahin die Nachfolge der Könige durch die Wahl der Anführer der Sippen geregelt hatte. Dafür wurde dann der jeweils älteste Sohn des Königs sein Thronfolger. Als im Jahr 1286 der damalige König Alexander III bei einem Reitunfall starb, war dies für die schottische Unabhängigkeit verhängnisvoll, denn er hatte keinen Sohn. Dadurch kam seine erst dreijährige Enkelin auf den Thron.

Da es auch noch viele weitere Thronanwärter gab, wurde aus Angst vor einem Bürgerkrieg zwischen diesen der damalige englische König Eduard I von den schottischen Adligen um Vermittlung gebeten. Als dieser wiederum versuchte, die Macht über Schottland an sich zu reißen führte dies zum ersten schottischen Unabhängigkeitskrieg.

Wallace Monument

William Wallace

1297 besiegte William Wallace die Engländer und verjagte sie aus Schottland. Er wurde dafür als Ritter mit dem Titel „Guardian of Scotland“ (Wächter Schottlands) geehrt, einem hohen Ehrentitel zum Erhalt der Krone Schottlands. Wallace wurde 1305 an England verraten, wegen Hochverrat verurteilt und sehr grausam hingerichtet. Im Jahr 1896 wurde ihm zu Ehren das Wallace Monument bei Stirling errichtet und Wallace wird auch heute noch als Freiheitskämpfer verehrt. Sein Leben war Vorlage für den US-amerikanischen Spielfilm „Braveheart“ und ihm wird auch in dem Spiel „Age of Empires II“ Tribut gezollt.  Die britische Heavy Metal Band Iron Maiden veröffentlichte den Song „The Clansman“  auf ihrem Album „Virtual XI“ aus seiner Sicht und die deutsche Heavy Metal Band „Grave Digger“ widmete ihm den Song William Wallace auf ihrem Album „Tunes of War“ über die schottische Geschichte.

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Schottland ist unabhänging …

Nach vielen weiteren erfolgreichen Schlachten wurde im Jahr 1320 durch die Erklärung von Arbroath der damalige Papst Johannes XXII dazu veranlasst, die Unabhängigkeit Schottlands zu akzeptieren.

… für 400 Jahre

Im Jahr 1603 wurde König Jakob VI von Schottland als Jakob I auch König von England, wodurch die beiden Kronen vereinigt wurden. Allerdings bestanden weiterhin die beiden Königreiche getrennt. Im Jahr 1688 wurde sein Sohn Jakob II von England während der Glorious Revolution entthront und die englische Krone an Wilhelm von Oranien übergeben. Das schottische Parlament akzeptierte nach langem Zögern Wilhelm als König. Die schottischen Hochlandbewohner rebellierten jedoch dagegen, was dann zum Bürgerkrieg führte.

Degen

1707 schließlich wurde Schottland mit dem Act of Union formal mit England zum Königreich Großbritannien zusammengeführt. Schottland löste sein Parlament auf und sandte dafür Abgeordnete ins gemeinsame Parlament. Im Jahr 1746 scheiterte der letzte Aufstand, der von Prinz Charles Edward Stuart („Bonnie Prince Charlie“) geführt wurde, um den schottischen Thron zurückzugewinnen. Ihm zu Ehren wurde 1815 das Glenfinnan Monument an dem Platz errichtet, wo er erstmals die schottische Standarte hisste.

Ende des 18. Jahrhunderts dann wurden durch die „Highland Clearance“ die Kleinbauern des Hochlands vertrieben zugunsten der damals sehr lukrativen Schafzucht.

Der Weg zum Referendum

Nach dem zweiten Weltkrieg erhielt die seperatistische Partei SNP (Scottish National Party) immer mehr Zulauf. Bei den Unterhauswahlen 1974 konnten sie bereits 30{47ec3dc1fd2b9886d8a7dd0abe9255516410e25e78dd243229151d1161d4b311} der Wählerstimmen in Schottland gewinnen. Daraufhin wurde von der damaligen Labour-Regierung im Jahr 1979 ein „Referendum über die Übertragung von staatlichen Rechten an ein schottisches Parlament“ abgehalten. Obwohl diese Abstimmung eine Mehrheit für ein schottisches Parlament ergab, wurde sie nicht umgesetzt, da keine 40{47ec3dc1fd2b9886d8a7dd0abe9255516410e25e78dd243229151d1161d4b311} der gesamten Wahlberechtigten mit Ja gestimmt hatten.

Nach Ende der konservativen Regierung Thatcher und Major von 1979 bis 1997 wurde durch die Labour-Regierung erneut ein Referendum abgehalten, welches eine breite Mehrheit für ein regionales schottisches Parlament mit begrenzten Rechten ergab.  Im Jahr 1999 schließlich gab es die erste Wahl zum schottischen Regionalparlament.

Im Wahlprogramm der SNP im Jahr 2011 war das Bekenntnis für ein neuerliches Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands ein großes Wahlkampfthema der SNP. Möglicherweise gewann die SNP nicht zuletzt dadurch eine absolute Mehrheit bei dieser Wahl.

Die Entscheidung 2014

Im Jahr 2012 gestand die Regierung des Vereinigten Königreichs dem schottischen Parlament zu, ein Referendum mit der Frage nach einem unabhängigen Schottland abzuhalten. Dieses Referendum wurde für den 18. September 2014 festgelegt und wird die einzige Frage beinhalten: “Should Scotland be an independent country?” („Soll Schottland ein unabhängiger Staat sein?“). Das Jahr 2014 hat auch eine gewisse symbolische Bedeutung, da genau vor 700 Jahren die historisch bedeutsame Schlacht von Bannockburn stattfand, mit der damals die schottische Unabhängigkeit gefestigt wurde.

Stirling Castle
Nicht weit vom Stirling-Castle entfernt fand vor 700 Jahren die Schlacht von Bannockburn statt

Welche Auswirkungen ein positiver Wahlausgang dieses Referendums haben würde, lässt sich nicht genau sagen:

  • das restliche Vereinigte Königreich könnte mit gleicher Rechtslage aber verkleinertem Territorium weiterbestehen und Schottland wäre ein neuer Staat, der alle internationalen Verträge neu verhandeln muss.
  • Das bisherige Vereinigte Königreich teilt sich in zwei gleichberechtigte Staaten, für welche die bestehenden Verträge jeweils weitergelten.
  • Das Vereinigte Königreich löst sich gesamt auf und es entstehen zwei neue Staaten, die beide ihre internationale Verträge neu verhandeln müssen.

Es bleibt also sehr spannend, ob sich die Schotten Mitte September für ein unabhängiges Schottland entscheiden und auch welche Auswirkungen ein unabhängiges Schottland auf internationale Beziehungen hätte.

Bei den vorhergehenden Umfragen ergab sich bisher noch keine absolute Mehrheit für die Unabhängigkeit. Die Umfrageergebnisse schwanken auch sehr, je nach der tagespolitischen Lage. Bei den jüngsten Umfragen ergibt sich ein leicht positiver Trend für die Befürworter der Unabhängigkeit.

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